(BaSta 20140101) Joachim („Jogi“) Löw, der Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Männer, hat am Silvesterabend (2013) vermutlich genau zugehört. Es war bereits die dritte Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin Angela Merkel vor einem Jahreswechsel in ein WM-Jahr, nach Silvester 2005 (WM 2006) und 2009 (WM 2010). Die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft der Männer (WM 2014) wurde von Angela Merkel, wie schon Silvester 2009 die WM 2010, nicht angesprochen. Nicht mehr angesprochen.

Jogi Löw kennt aber die Silvester 2009 und 2013 nicht mehr wiederholten klaren Worte der Bundeskanzlerin:

Natürlich drücken wir unserer Mannschaft die Daumen, und ich glaube, die Chancen sind gar nicht schlecht. Die Frauenfußball-Nationalmannschaft ist ja schon Fußballweltmeister, und ich sehe keinen Grund, warum Männer nicht das Gleiche leisten können wie Frauen.“  

Das war in Angela Merkels erster Neujahrsansprache überhaupt, am 31. Dezember 2005, vor dem WM-Jahr 2006. Jogi Löw war damals noch Assistenztrainer an der Seite von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Aber die beiden Sätze der Neujahrsansprache zum Jahreswechsel 2005/2006 haben sich tief in Bundestrainer Jogi Löw eingegraben, insbesondere der zweite. Die Frauenfußball-Nationalmannschaft hat ihren in der Amtszeit von Gerhard Schröder gewonnenen WM-Titel (2003) während der Amtszeit von Angela Merkel erfolgreich verteidigt (2007) und dann zu Hause 2011 verloren.

Die von Angela Merkel in der Neujahrsansprache 2005 gesprochenen und in der Neujahrsansprache 2009 unausgesprochen gebliebenen Sätze hätten Silvester 2013 demnach lauten können: „Natürlich drücken wir unserer Mannschaft die Daumen, und ich glaube, die Chancen sind gar nicht schlecht. Die Frauenfußball-Nationalmannschaft ist während meiner Amtszeit wieder Fußballweltmeister geworden, und ich sehe keinen Grund, warum Männer nicht das Gleiche leisten können wie Frauen.

Aber so etwas spricht Angela Merkel natürlich nicht aus. Vielleicht, weil sie (und nicht nur sie) inzwischen zweifelt, ob Männer tatsächlich „das Gleiche leisten können wie Frauen“. Jogi Löw ist nicht entgangen, dass Angela Merkel Thomas de Maizière als Verteidigungsminister abgelöst und durch Ursula von der Leyen ersetzt hat. Gut, die Männer sind vor 60 Jahren, 13 Tage vor der Geburt von Angela Merkel (1954), vor 40 Jahren (1974) und zuletzt vor 24 Jahren (1990) Weltmeister geworden.

Aber wenig erfreulich (nicht nur) für Angela Merkel: Sie könnte die erste Bundeskanzlerin werden, die in ihrer Amtszeit drei Fußball-Weltmeisterschaften (M) in Folge ohne WM-Titel einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Männer erlebt. Bundeskanzler Konrad Adenauer erlebte den ersten WM-Titel (1954) bei „seiner“ zweiten WM im Amt, Bundeskanzler Helmut Schmidt den zweiten WM-Titel (1974) bei „seiner“ ersten WM im Amt, Bundeskanzler Helmut Kohl bei „seiner“ zweiten WM (1990) im Amt. Die anderen Kanzler, Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt und Gerhard Schröder, erlebten im Amt keine drei Fußball-Weltmeisterschaften der Männer und keinen WM-Titel einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Jogi Löw steht unter Druck. Seine Mannschaft muss (und wird) zeigen, dass „Männer (nicht) das Gleiche leisten können wie Frauen“. Angela Merkel will nicht die erste Bundeskanzlerin werden, die in ihrer Amtszeit drei Fußball-Weltmeisterschaften (M) in Folge ohne WM-Titel einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Männer erlebt. Das Endspiel in Rio de Janeiro (Brasilien) findet am 13. Juli 2014 statt, vier Tage vor Angela Merkels 60. Geburtstag. # Verfasser: Paul M. Schröder # (Ende BaSta)


Hinweis: BaSta-Veröffentlichungen zur WM 2014 finden Sie unter "Büro für absurde Statistik" (über Startseite BIAJ) oder hier. (9. Juni 2014 und ff.)