(BIAJ) Unter Bezugnahme auf ein "internes Papier" der Bundesagentur für Arbeit (BA) behauptete die B.Z., dass 2013 in Berlin "die Zahl der Hartz IV-Bezieher ... um 0,9 Prozent auf 383.819 Menschen" steigen wird. (siehe hier)
Diese Zahlen berichtete auch der Tagesspiegel. BILD-Berlin beschränkte sich auf die Meldung eines angeblich prognostizierten Anstiegs um "0,9 Prozent".
BILD-Berlin, B.Z. und Tagesspiegel haben den "Controllingbericht" der Bundesagentur für Arbeit (BA), der dem Bremer Institut für Arbeitsmaktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) inzwischen vorliegt (im Auszug), offensichtlich nicht oder falsch verstanden:
Bei den genannten 383.819 Menschen handelt es sich um den von der BA prognostizierten (vorläufigen) Jahresdurchschnittswert in 2013 (JDW Dezember 2013) der Langzeitleistungsbeziehenden (LZB: erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die in den letzten 24 Monaten mindestens 21 Monate hilfebedürftig im Sinne des SGB II/Hartz IV waren), und zwar in Berlin und (!) 11 der 18 Kreise in Brandenburg. Oder mit anderen Worten: der Jahresdurchschnitt 2013 der Langzeitleistungsbeziehenden in Berlin und Brandenburg (23 "gemeinsame Einrichtungen": Jobcenter gE) ohne die 7 Jobcenter in Brandenburg, die allein von den Kommunen getragen werden. (zugelassene kommunale Träger/zkT) Im Juli 2013 betrug der JDW (durchschnittlicher LZB-Bestand von Januar bis Juli 2013), vom BIAJ berechnet auf Basis der revidierten Daten der Statistik der BA, 385.463 LZB. (JDW Juli 2012: 391.069) Im Dezember 2012 betrug der JDW (auf Basis revidierter Daten) 388.322 LZB. (siehe Spalte 23 in der Tabelle im Anhang auf Seite 1)
Im "Controllingbericht" wird demensprechend auch kein Anstieg des Jahresdurchschnittswerts der Langzeitleistungsbeziehenden in Berlin und den "nicht optierenden Teilen Brandenburgs" um 0,9 Prozent prognostiziert, sondern ein Sinken um 1,0 Prozent (von der BA ermittelt auf Basis vorläufiger nicht revidierter Daten). Die im "Controllingbericht" genannten "0,9 Prozent besagen, dass der prognostizierte JDW 12/2013 um 0,9 Prozent über dem geplanten Soll ("Zielvereinbarung" - "Fordern mit Zahlen") liegen wird.
Wie sich die Entwicklung der Jahresdurchschnittswerte (JDW = durchschnittlicher Bestand von Januar bis Bezugsmonat) der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLb: Alg II-Beziehende) und darunter der Langzeitleistungsbeziehenden (LZB) in den Ländern Berlin und Brandenburg darstellt, ist der Tabelle im Anhang auf Seite 1 zu entnehmen, die Entwicklung der Monatsbestände im Anhang auf Seite 2. Der Auszug aus dem "Controllingbericht" (die Quelle der Falschmeldungen von B.Z., Tagesspiegel und BILD) ist diesen beiden Tabellen angefügt (Seite 3).
Nachrichtlich: Im Juli 2013 (Monatsbestand) wurden von der Statistik der BA in Berlin (revidierte Daten)insgesamt 420.525 erwerbsfähige Leistungsberechtigte (eLb) ermittelt, 0,5 Prozent weniger als im Juli 2012. (Anhang Seite 2). Darunter waren 303.818 Langzeitleistungsbeziehende (LZB), ebenfalls 0,5 Prozent weniger als im Juli 2012. In Brandenburg wurden im Juli 2013 insgesamt 193.511 erwerbsfähige Leistungsberechtigte registriert (2,0 Prozent weniger als im Juli 2012), darunter 140.740 Langzeitleistungsbeziehende (2,7 Prozent weniger als im Juli 2012). (Anhang Seite 2)