(BIAJ) "Armut und soziale Ausgrenzung um 20 Prozent gegenüber 2008 verringern": In der Bundesrepublik Deutschland wird die Erreichung des fünften von fünf "Europa 2020"-Zielen allein an der Verringerung der statistisch erfassten "Langzeiterwerbslosigkeit" (Eurostat) gemessen. Die "Erfolgsmeldungen" überschlagen sich. Unübertroffen die im Nationalen Reformprogramm 2014 (NRP 2014, April 2014) genannte Verringerung um 44 Prozent (im 3. Quartal 2013). Eine deutliche Senkung der "Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Personen" (Eurostat) ist trotz deutlich gesunkener "statistisch erfasster  Langzeiterwerbslosigkeit" nicht zu erkennen - in einem Land mit gezielt geförderter Ausweitung prekärer Beschäftigung keine Überraschung.

Die Vortäuschung der Zielerreichung mit dem ungeeigneten Indikator "Langzeiterwerbslosigkeit" sollte beendet werden. Eine dem Ziel "Armut und soziale Ausgrenzung verringern" angemessene Zielsetzung ist überfällig ... und eine entsprechende Politik selbstverständlich ebenfalls.

Die (zweiseitige) BIAJ-Kurzmitteilung vom 3. Juni 2014 finden Sie hier: Download


Nachtrag vom 18. Juni 2014: Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) teilte dem Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) am 17. Juni 2014 (eMail) mit:

„Zu Ihrer Anregung, den Indikator „Langzeitarbeitslosigkeit“ zu ergänzen oder zu ersetzen, weise ich darauf hin, dass die EU-2020 Strategie derzeit überprüft wird („Midterm-Review“).“ Zur „laufenden Ressortabstimmung“ wolle man sich nicht äußern.

Zur angeblichen Verringerung der Langzeiterwerbslosigkeit um 44 Prozent heißt es in der eMail des BMWi:

„Der Anteil der Langzeiterwerbslosen an allen Erwerbslosen lag im 3. Quartal 2013 bei rund 44 Prozent (NRP 2014 Tabelle S. 25). Hierbei handelt es sich nicht um eine Veränderungsrate. Dies ist allerdings aus der Darstellung in der Tabelle in der Tat nicht ersichtlich und damit leider missverständlich. Wir werden im kommenden NRP darauf achten, dies zu verbessern.“