Anmerkung zur unten stehenden BIAJ-Kurzmitteilung vom 24. November 2013. Ein Blick in das dem Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung (BIAJ) inzwischen vorliegende "geheime" (BILD), "interne" Papier" (B.Z.) zeigt: BILD-Berlin, B.Z. und Tagesspiegel haben den "Controllingbericht" der Bundesagentur für Arbeit (BA) falsch bzw. nicht verstanden! Siehe dazu die BIAJ-Kurzmitteilung vom 2. Dezember 2013: hier


(BIAJ) BILD-Berlin, B.Z. und Tagesspiegel berichten am 22./23. November 2013 (online) über ein „geheimes Papier“ (BILD), ein „internes Papier“ (B.Z.) , einen „Controllingbericht“ (Tagesspiegel) der Bundesagentur für Arbeit (BA) - mit sensationellen Neuberechnungen (siehe unten): Die Prognose, dass in Berlin „die Zahl der Hartz-IV-Bezieher … um 0,9 Prozent auf 383.819 Menschen“ steigen wird (B.Z.), ist eine bisher geheim gehaltene statistische Sensation.

Die Statistik der BA ermittelte im Berichtsmonat Juli 2013 folgende revidierte Daten für Berlin: In 319.011 sogenannten SGB II-Bedarfsgemeinschaften lebten 572.931 Menschen (Kinder und Erwachsene), darunter 420.525 erwerbsfähige Leistungsberechtigte (Arbeitslosengeld II-Beziehende: von diesen 420.525 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten wurden 304.128 als arbeitsuchende und von diesen 304.128 wiederum „lediglich“ 160.431 als arbeitslose erwerbsfähige Leistungsberechtigte gezählt). (vgl. Spalte 1 in unkommentiertem BIAJ-Datenblatt: Berlin; weitere Städte unter "Warnung")

Im Juli 2012 wurden in den 12 Berliner Jobcentern insgesamt 422.471 und im Dezember 2012 insgesamt 414.628 erwerbsfähige Leistungsberechtigte gezählt. Und nach vorläufigen Hochrechnungen der Statistik der BA lebten im Oktober 2013 in Berlin 412.139 erwerbsfähige Leistungsberechtigte, 3.313 weniger als im Oktober 2012.

Ein Anstieg „auf 383.819“ in Berlin im Jahr 2013? Welches Geheimnis verbirgt sich hinter dieser „Neuberechnung“ und diesem „Controlling“?


Nachrichtlich: In den letzten 12 Monaten mit veröffentlichten revidierten Daten, von August 2012 bis Juli 2013, wurden in Berlin insgesamt 95.395 sogenannte Integrationen gezählt (Spalte 11 im BIAJ-Datenblatt), darunter lediglich 75.988 in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (Spalte 21). 12 Monate zuvor, von August 2011 bis Juli 2012, wurden in Berlin 106.853 Integrationen" gezählt, darunter 87.596 Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Gesunken ist „lediglich“ die Zahl der Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Während die Gesamtzahl der Integrationen (12-Monatssumme) von Juli 2012 bis Juli 2013 um 11.458 sank, sank die Zahl der Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um 11.608. D.h., die Zahl der „Integrationen“ in Ausbildung und selbständige Beschäftigung ist im Vergleich dieser 12 Monatszeiträume (August 2011-Juli 2012 und August 2012-Juli 2013) nicht gesunken sondern leicht um 150 auf 19.407 gestiegen (95.395 minus 75.988).

Die sog. Integrationsquote (K2) sank in Berlin von 25,0 Prozent im 12-Monatszeitraum August 2011-Juli 2012 über 24,6 Prozent im Jahr 2012 auf 22,8 Prozent im 12-Monatszeitraum August 2012-Juli 2013. (Spalte 15) (siehe dazu u.a. auch die BIAJ-Materialien vom 21. Mai 2013: hier)


Warnung: Bei den „Integrationen“ kann es sich um „Vermittlungen durch die Jobcenter“ handeln. Dies gilt jedoch bei weitem nicht für alle „Integrationen“, denn nicht wenige dieser „Integrationen“ erfolgen ohne „Vermittlung durch die Jobcenter“. Zudem sagt die Summe der „Integrationen“ in 12 Monaten nichts über die Zahl der „integrierten“ erwerbsfähigen Leistungsberechtigten aus. Denn: Pro erwerbsfähigen Leistungsberechtigten darf von der Statistik der BA eine „Integration“ pro Monat und bis zu 12 „Integrationen“ pro Jahr erfasst werden. Auch über die Qualität der "Integrationen" sagen die Grunddaten für den "Leistungsvergleich" der Jobcenter (§ 48a SGB II) nichts aus.


Weitere BIAJ-Datenblätter: Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Duisburg, Essen (bisher)


Der Tagesspiegel (Berlin) schreibt unter der Überschrift „Die Quote der Berliner Jobcenter ist nicht gut“ (Online: 23.11.2013 22:54 Uhr): „Nach einem Controllingbericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) läuft die Vermittlung von Arbeitslosen in neue Jobs in Berlin nicht gut. Die sogenannte Integrationsquote, … wird im Vergleich zum Vorjahr bis Ende des Jahres um 7,4 Prozent sinken. Die Zahl der Hartz-IV-Bezieher wird Ende des Jahres bei rund 383 800 liegen.“

Zuvor hatte zuerst die BILD-Berlin über „Hartz-IV-Ärger! Unsere Jobcenter machen gar keinen guten Job“ (Online: 22.11.2012: 23:48) berichtet. Die BILD-Quelle: „ein geheimes Papier der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg“. Dies zeige, so BILD-Berlin: „Berlins Jobcenter machen keinen guten Job. Der Grund: Ein Einbruch bei den Job-Vermittlungen. Die Experten rechnen zum Jahresende mit einem Minus von 7,4 Prozent. Und: Statt weniger Hartz-IV-Beziehern wie in fast allen anderen Bundesländern wird es Ende Dezember in Berlin 0,9 Prozent mehr geben, so die Prognose.“ (BILD-Berlin)

Nach BILD-Berlin berichtete die B.Z. (Online: 23.11.2013 12:16 Uhr, aktualisiert 12:30 Uhr) über „ein internes Papier der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg (liegt des B.Z. vor)“ mit „einem bundesweiten Leistungsvergleich der Arbeitsagenturen“ (B.Z.; gemeint sind offensichtlich nicht die Arbeitsagenturen sondern die Jobcenter, die gemeinsam von Arbeitsagenturen und Kommunen getragen werden, die sogenannten „gemeinsamen Einrichtungen“): „Mieses Zeugnis - Berlin hat schlechteste Jobcenter Deutschlands“. Das Ergebnis des „Ländervergleichs“ laut B.Z.: „In keiner anderen Region ist die Zahl der Jobvermittlungen in diesem Jahr so stark zurückgegangen wie bei uns. Ende des Jahres rechnen die Fachleute aus Nürnberg im Vergleich zu 2012 mit einem Minus von 7,4 Prozent! Ebenfalls brisant: Während in fast allen Regionen Deutschlands die Zahl der Hartz-IV-Bezieher sinkt, sagen die Experten in Nürnberg zum Jahresende für Berlin einen Anstieg um 0,9 Prozent auf 383.819 Menschen vorher! Nur bei den Kosten der Unterkunft ist Berlin unterdurchschnittlich.“ (B.Z.)