(BIAJ) Im heutigen Weser-Kurier-Artikel „Bremen schiebt die wenigsten ab" (6. November 2015, Seite 4) heißt es im letzten Absatz: „Im Gegensatz dazu kamen bisher knapp 800.000 Menschen in diesem Jahr nach Deutschland. Das sind aber nur die Flüchtlinge, die offiziell registriert und im Datensystem des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gespeichert werden." Und dann weiter: „In den unzähligen Zelt- und Notunterkünften leben Tausende Flüchtlinge, die offiziell noch nicht registriert sind und keinen Antrag auf Asyl gestellt haben."

Dies ist ein absolut unseriöser Umgang mit den bekannten Daten zu den Asylbegehrenden (Asylsuchenden) und den vom BAMF in den ersten zehn Monaten der Jahres 2015 registrierten Asylanträgen (Erst- und Folgeanträge):

Von Januar bis einschließlich Oktober 2015 wurden im EASY-System (Erstverteilung von Asylbegehrenden) etwa 758.000 Asylsuchende registriert. Zu diesen 758.000, im Weser-Kurier auf "knapp 800.000" gerundet, schreibt das BAMF: „Das EASY-System ist eine IT-Anwendung zur Erstverteilung der Asylbegehrenden auf die  Bundesländer. Bei den EASY-Zahlen sind Fehl- und Doppelerfassungen nicht ausgeschlossen."  (https://www.bamf.de/SharedDocs/Meldungen/DE/2015/20151106-asylgeschaeftsstatistik-oktober.html)

Die Anzahl der in den ersten 10 Monaten vom BAMF erfassten Asylanträge liegt mit 362.153, davon 331.226 Erstanträge (darunter 3.902 im Land Bremen) und 30.927 Folgeanträge (darunter 170 im Land Bremen) deutlich unter den 758.000. (vgl. die jüngste Asylgeschäftsstatistik des BAMF: BAMF20151104) Den Leserinnen und Lesern des Weser-Kurier wurde diese Zahl der erfassten Asylanträge (bisher) vorenthalten.

Für sich genommen wäre der Satz „In den unzähligen Zelt- und Notunterkünften leben Tausende Flüchtlinge, die offiziell noch nicht registriert sind und keinen Antrag auf Asyl gestellt haben." korrekt. In Verbindung mit den beiden vorangegangenen Sätzen und den genannten "knapp 800.000 Menschen" (siehe oben) erweckt dieser Satz jedoch einen vollkommen falschen Eindruck.

Das BIAJ hofft, dass dies auch von der Redaktion des Weser-Kurier gesehen wird, und hat die Redaktion um Richtigstellung und um einen sorgfältigeren Umgang mit den Daten gebeten. (BIAJ, 6. November 2015)


Nachtrag: Am 7. November 2014 wurde vom Weser-Kurier auf Seite 2 die folgende Korrektur veröffentlicht: "Der Artikel „Bremen schiebt am wenigsten ab" in der Donnerstagsausgabe nennt Zahlen aus Statistiken, Schätzungen und Prognosen in direkter und damit missverständlicher Folge. Daher zur Klarstellung: Das Innenministerium schätzt, dass 758 000 Flüchtlinge von Januar bis Oktober nach Deutschland einreisten. In dieser Zeit wurden 362 153 Asylanträge registriert, davon 84 503 positiv entschieden."