(BIAJ) Im Antrag der Fraktion DIE LINKE vom 12. März 2020 auf eine Aktuelle Stunde („Frauenkampftag und Equal Pay Day 2020: Gerechtigkeitslücke schließen, Entgeltgleichheit schaffen und Gender Care Gap bekämpfen!“) in der Sitzung der Bremischen Bürgerschaft am 17. März 2020 heißt es:
„Im Zusammenhang mit dieser Ungleichheit steht der Gender Pay Gap, also der durchschnittliche Gehaltsunterschied zwischen erwerbstätigen Männern und Frauen. Er beträgt in Deutschland 21 Prozent, im Durchschnitt erhalten Männer also 21 Prozent mehr Lohn und Gehalt als Frauen. In Bremen ist er sogar noch höher, hier beiträgt die Lohnlücke 22 Prozent.“ (Bremische Bürgerschaft, Drucksache 20/… vom 12. März 2020; Hervorhebung durch BIAJ)
Der genannte Gender-Pay-Gap von 21 Prozent bezieht sich aber nicht auf den Stundenlohn der Frauen, sondern auf den der Männer – also: Frauen verdienen 21 Prozent weniger Lohn und Gehalt (pro bezahlte Arbeitsstunde) als Männer. Der Gender-Pay-Gap sagt nicht aus, um wieviel Prozent der durchschnittliche Bruttostundenlohn der Männer über dem durchschnittlichen Stundenlohn der Frauen liegt.
Die Berechnungsgrundlage für die genannten 21 Prozent: Männer 21,60 Euro, Frauen 17,09 Euro.*** Die Berechnungsgrundlage für die genannten 22 Prozent im Land Bremen: Männer 21,75 Euro, Frauen 17,04 Euro.*** (siehe dazu u.a. die BIAJ-Anmerkung zum im Weser-Kurier berichteten Gender-Pay-Gap von 22 Prozent im Land Bremen 2018 vom 17. Dezember 2019: hier)
Daraus (aus den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten) ergibt sich (gerundete Prozentwerte):
a) Bundesrepublik Deutschland
1. Frauen (17,09 Euro) verdienen 21 Prozent weniger als Männer (21,60 Euro) 4,51 Euro = 21,0 Prozent von 21,60 Euro.
2. Männer (21,60 Euro) verdienen 26 Prozent mehr als Frauen (17,09 Euro) 4,51 Euro = 26 Prozent von 17,09 Euro.
b) Bremen (Land)
1. Frauen (17,04 Euro) verdienen 22 Prozent weniger als Männer (21,75 Euro) 4,71 Euro = 22 Prozent von 21,75 Euro.
2. Männer (21,75 Euro) verdienen 28 Prozent mehr als Frauen (17,04 Euro) 4,71 Euro = 28 Prozent von 17,04 Euro.
BIAJ, Bremen, 13. März 2020
(1) "Equal-Pay-Day: CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat den 18. März 2017 nicht richtig verstanden" (BIAJ20170318) und "Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern differenziert nach Alter - 2010 und 2014" (BIAJ20170314)
*** Nachtrag/Aktualisierung vom 16. März 2020: Die vom am 16. März 2020 veröffentlichten fortgeschriebenen vorläufigen durchschnittlichen Bruttostundenverdienste 2019 in der Bundesrepublik Deutschland: Männer 22,26 Euro, Frauen 17,72 Euro. Frauen verdienten 4,44 Euro (20 Prozent) weniger als Männer. Männer verdienten 4,44 Euro (25 Prozent) mehr als Frauen.
Im Land Bremen stellt sich nach den vom Statistischen Bundesamt (Destatis) für 2019 fortgeschrieben vorläufigen Bruttostundenverdiensten wie folgt dar: Männer: 22,73 Euro, Frauen: 17,41 Euro. Frauen verdienten 5,32 Euro (23 Prozent) weniger als Männer. Männer verdienten 5,32 Euro (31 Prozent) mehr als Frauen. Siehe dazu auch die BIAJ-Materialien "Gender-Pay-Gap: Bruttostundenverdienste - Länder 2014 bis 2019" vom 16. März 2020: BIAJ20200316
Hat auch DIE LINKE in der Bremischen Bürgerschaft die Berechnung des Gender-Pay-Gap nicht verstanden? (1)
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