Eine Fortsetzung der BaSta-Satire "Hansekogge - Stadtteilcafés" vom 29. Januar 2014

(BaSta) Wie erst jetzt bekannt wurde: Mit dem schnellen Wiederauftauchen der „versenkten“ Hansekogge soll auch die Kopie eines Schreibens des Jobcenters an den Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen aufgetaucht sein. (1) Das „Signal gegen Wettbewerbsverzerrungen durch Einsatz von Mitteln der Bundesagentur für Arbeit und des Bundes“ soll in diesem Schreiben ausführlich begründet worden sein: Den vom Jobcenter nicht geförderten Cafés und gewinnorientierten Begegnungsstätten soll es nicht so ergehen wie der Schreiber Reederei. Diese beherrschte ehemals den Personenschiffsverkehr in den bremischen Häfen und auf der Unterweser.

 

Der „Niedergang“ der renommierten Schreiber Reederei, so heißt es, begann mit der „wettbewerbsverzerrenden Bewilligung“ von fünf ABM-Stellen (Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen) für die „Einrichtung eines Fährdienstes ‚ Sielwallfähre‘“. Träger dieser vom damaligen Arbeitsamt Bremen bewilligten ABM: der damals kleine eingetragene Verein Hal över. (2)

Mit dieser offensichtlich nicht wettbewerbsneutralen, den Wettbewerb der Personenschifffahrt auf der Weser verzerrenden ABM-Bewilligung Mitte der 1980er Jahre begann der Aufstieg des späteren „Hal över-Imperiums“ und Hansekogge-Eigentümers - und damit das Ende der Reederei Schreiber. Sie wurde 2002 von „Hal över“ übernommen. (3)

Etwas Ähnliches soll und darf sich nicht durch „Ein-Euro“-Wettbewerbsverzerrungen wiederholen: Cafés und gewinnorientierten Begegnungsstätten soll es nicht so ergehen wie der Schreiber Reederei.

Soweit die Begründung des „Signals gegen Wettbewerbsverzerrungen“ im „aufgetauchten“ Schreiben des Jobcenters. Die „Begründung“ endet mit der Erwartung einer aktiven Unterstützung durch den Senator für Wirtschaft und Häfen und den kommunalen Träger des Jobcenters, die Freie Hansestadt Bremen.

Das „aufgetauchte Schreiben“ des Jobcenters erklärt offensichtlich auch das öffentliche Schweigen des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen zu den Aktionen des Jobcenters gegen die „Ein-Euro“-Wettbewerbsverzerrungen. Kritisch äußern darf sich nur die Sozialsenatorin.

Nachtrag
Auf vollkommenes Unverständnis dürfte beim Jobcenter der erst am vergangenen Freitag (07.02.2014) bekannt gewordene Vorschlag des „Hansekoggen-Eigners“ gestoßen sein: Der Weser-Kurier berichtete, dem Geschäftsführer der „Hal över Gesellschaft für innovative Stadttouristik mbH“ „… wäre es am liebsten, die Kogge bliebe an der Schlachte und würde von einer ‚Beschäftigungsinitiative‘ gepflegt.“ Mit der Erfahrung der Mitgestaltung des jüngeren Teils der langen Geschichte der Sielwallfähre bietet er großzügig an: „Ich würde das Schiff verschenken, aber nur gegen ein Konzept.“ (4)

Es „droht“ der Beginn der „Wiederholung der Geschichte Schreiber Reederei-Hal över“: die Hansekogge, eine neue Sielwallfähre.

Um dies zu verhindern, soll beim Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen bereits an einem Konzept „Forderzentrum Hansekogge“, pardon, „Förderzentrum Hansekogge“ gearbeitet werden – in gewohnt enger Abstimmung mit dem Jobcenter Bremen. Es wird noch geprüft, ob das „Förderzentrum“ nicht doch besser „Chancenzentrum Hansekogge“ genannt werden soll - in Anlehnung an eine „innovative Wortschöpfung“ der ehemaligen Bundesarbeitsministerin und heutigen Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen („Chancenkontinent“ Afrika). (Ende BaSta-Satire)

Bremen, 08. Januar 2014
Paul M. Schröder
Büro für absurde Statistik (BaSta)

(1) „Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen ist auf kommunaler Seite das federführende Ressort bei der Aufsicht und Steuerung des Jobcenters Bremen. Diese Aufgabe wird in enger Kooperation insbesondere mit der Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen und der Senatorin für Finanzen wahrgenommen.“ (Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, Vorlage Nr. 18/245-S für die Sitzung der städtischen Deputation für Wirtschaft, Arbeit und Häfen am 26. September 2012)
(2) siehe Auszug aus der bunten „ABM-Bibel“ des Senators für Arbeit (Januar 1987), hier
(3) vgl. u.a. Wikipedia: „Hal över“, http://de.wikipedia.org/wiki/Hal_%C3%B6ver und „Die Schreiber-Dampfer fahren unter neuer Flagge“, Die Welt, 08.03.2002, http://www.welt.de/print-welt/article378135/Die-Schreiber-Dampfer-fahren-unter-neuer-Flagge.html
(4) „Reederei: Stromausfall versenkte Kogge“, Weser-Kurier, 7. Februar 2014, Seite 11